Deutschland will Abschiebungen beschleunigen, darunter Tausende Nigerianer

Die von der Bundesregierung angestrebte Asylreform könnte zur Ausweisung Tausender in Deutschland lebender Nigerianer führen. Berlin und Abuja suchen nach Gemeinsamkeiten.

In Nigeria scheitert die Berliner Asylreform. Der im vergangenen Monat zwischen dem Bund und den 16 Bundesländern beschlossene Gesetzentwurf zielt insbesondere darauf ab, die Abschiebung von abgelehnten Asylanträgen zu erleichtern.

Sollte die Reform angenommen werden, würde dies wahrscheinlich die Freilassung Tausender im Land lebender Nigerianer bedeuten.

„Wenn ich legal in grünere Gebiete ziehen kann, ist das für mich besser, weil die Situation hier sehr kompliziert ist“, erklärt der Bewohner des Area-10-Marktes in Abuja, wo die Chancen, aber auch die Risiken einer Auswanderung diskutiert werden. sie sind reichlich vorhanden.

„Ich möchte Nigeria nicht verlassen. Wenn alle Nigerianer gehen, wer bleibt dann in unserem Land? Wir müssen Nigeria aufbauen, anstatt es zu verlassen“, sagt ein anderer Einwohner.

1.800 neue Asylanträge

Nigeria, das bevölkerungsreichste Land des Kontinents und eine der stabilsten Demokratien Westafrikas, wird von Korruption, Arbeitslosigkeit und bewaffneten Islamisten geplagt, die im Nordosten des Landes Terror verbreiten. Seit 2009 hat die Gewalt fast 40.000 Menschen getötet und mehr als 2 Millionen vertrieben.

Von Januar bis September dieses Jahres beantragten mehr als 1.800 Nigerianer erstmals Asyl in Deutschland.

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Judith Ibi, eine nigerianische Anwältin, erinnert sich, dass viele Nigerianer in Deutschland bessere Berufsaussichten, höhere Gehälter und einen besseren Lebensstandard suchen.

Er kritisiert, dass die nigerianische Regierung ihren Aufgaben und Pflichten nicht nachkommt, was den in der Verfassung des Landes formulierten sozialpolitischen Zielen großen Schaden zufügt. „Das Versäumnis der Regierung, diese Dienste bereitzustellen, ist ein ernstes Problem“, betont Judith Here.

Rückführung nach Nigeria

Bei seinem Besuch in Nigeria Ende Oktober forderte Bundeskanzler Olaf Scholz eine enge Zusammenarbeit bei der Bewältigung der Migrationsströme. Er plädierte für den Ausbau der Beratungsstellen für Rückkehrer aus Deutschland und dem Ausland und pochte auf die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber.

Wie auf der Informationswebsite des deutschen öffentlichen Dienstes angegeben Tagesschau„In vier Jahren haben diese Zentren 20.000 Menschen bei der Arbeits- oder Ausbildungssuche unterstützt. 4.000 von ihnen kehrten aus Deutschland zurück, einige wurden abgeschoben, andere kehrten freiwillig zurück.“

„Das erfordert ein gewisses Maß an Vorbereitung und Investitionen auf beiden Seiten“, sagte Olaf Scholz in Lagos.

Der nigerianische Präsident Bola Tinubu stimmte zu. Er sagte, er sei für die Rückführung der Migranten, sofern es sich um Nigerianer handele. Ein zentraler Punkt, denn für viele Asylbewerber lässt sich die Staatsangehörigkeit ohne Ausweisdokumente nicht eindeutig feststellen.

Von den knapp 14.000 Asylbewerbern aus Nigeria, die Deutschland verlassen mussten, dürfen etwa 12.500 vorübergehend bleiben, vor allem weil sie keine Ausweispapiere haben und Nigeria ihre Rückführung daher nicht akzeptiert.

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„Es ist bedauerlich, dass sich Nigerianer in einer Situation befinden, in der sie in Deutschland nichts zu tun haben“, sagte Celestine Odogwu, Dozentin für Soziologie an der Universität Abuja. „Die deutschen Behörden wollen ihre Wirtschaft und ihren Staat schützen, das ist für jede verantwortungsbewusste Regierung normal. Wenn illegale Einwanderer in der Gemeinschaft sind, sorgen sie für Ärger.“

Deutschland will Fachkräfte anlocken

Da Berlin die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber verstärken will, will es auch mehr ausländische Arbeitskräfte anwerben, um den Fachkräftemangel zu beheben.

Im Juni hat der Deutsche Bundestag eine neue Reform beschlossen, um mehr Menschen aus Drittstaaten zu ermutigen, nach Deutschland zu kommen, um dort zu arbeiten.

Nach dem Wunsch der Bundeskanzlerin könnten Beratungsstellen für Migranten in Nigeria auch als Hilfe für Fachkräfte dienen, die legal nach Deutschland auswandern wollen.

Laut Henrik Maihack, Leiter der Afrika-Abteilung der Friedrich-Ebert-Stiftung, sollte sich Europa mehr auf die Anwerbung von Fachkräften konzentrieren als auf die Ausweisung abgelehnter Asylbewerber .

„Bis 2050 wird ein Drittel der Europäer im Ruhestand sein“, stellt Henrik Maihack fest. „Deutschland muss darüber nachdenken, wie es ein attraktives Ziel für qualifizierte Einwanderer wird. Das ist eine strategische Angelegenheit. Es ist ein Grundpfeiler für die Sicherung unseres künftigen wirtschaftlichen Wohlstands in Europa.“

Allerdings steht die deutsche Regierung unter starkem Druck seitens der Oppositionsparteien, vor allem der Konservativen und der extremen Rechten, die ihr eine laxe Haltung gegenüber illegaler Einwanderung vorwerfen.

Laut Tahir Dell, Sprecher des Vereins „Iniciativa Schwarze Menschen in Deutschland“, fühlen sich politische Akteure durch den Wahlerfolg der rechtsextremen Alternative zur Partei unter Druck gesetzt. Deutschland (AfD), das dank seiner einwanderungsfeindlichen Haltung an Popularität gewann.

Autoren: Martina Schwikowski, Ben Shemang in Abuja

Quelle: dw.com

Abelard Wehner

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